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Eine Frau ist mit Schleiern verhüllt, darunter trägt sie eine Blue
Jeans. Sie trinkt Coca Cola. - Die Frau ist aus dem öffentlichen
Leben verbannt. In diesem Land, in dem alles so karg ist, wird
sie von ihrem Mann eifersüchtig bewacht.

Hinter Marand übernachten wie in einem großen persischen
Garten, der mit einer 2,5 m hohen Lehmmauer umgeben ist.
Entlang der Mauer wachsen zwei Reihen von hohen, schlanken
und unten astlosen Bäumen. Sie geben Schatten, halten den
Wind und den Sand ab und das Wasser fest. Der Garten ist mit
einem ausgeklügelten Bewässerungssystem durchzogen. Es
gedeiht hier alles: Pfirsiche, Birnen, Äpfel und Tomaten, mitten
in der Wüste! Zwei Hunde bewachen den Garten. In der Hütte
wohnt der Gärtner mit seiner Frau und seinen drei Kindern.
Daneben steht ein Stall mit Kühen, ein paar Ziegen und einem
Esel. Sie bringen uns Becher mit frisch gemolkener, heißer, mit
Zucker gesüßter Milch an den Schlafsack. Keine Birne fiel auf
uns. Alle landeten neben dem Schlafsack und der Plane!

Von Tabris aus fährt Michel ans Kaspische Meer. Am 4.9.
treffen wir uns um 12:00 Uhr in Teheran beim GPO, dem
General Post Office.

Ich treffe einen "Goldgebiß-Fernfahrer". Der junge Mitfahrer,
ich vermute sein Sohn, sieht so dumm aus, daß ich ihn schon
wieder für listig halte. Das Rad verstauen wir auf der
Ladefläche. Ich setze mich zu ihnen ins Führerhäuschen. Er
fährt sehr schnell und trinkt dabei aus der Flasche Alkohol. Um
ein Haar prallen wir frontal mit einem Bus zusammen. Mitten in
den Bergen hält er, ohne ersichtlichen Grund, an. Das Messer
liegt bedrohlich auf dem Armaturenbrett. Ich fühle mich ihnen
so ausgeliefert. Zum Glück fährt er nach kurzer Zeit weiter. Wir
rasen durch karge Landschaften, die mit altpersischen Ruinen
durchsetzt sind. Zum Essen gibt es Brotfladen, die fast so dünn
wie Papier sind. Es wird nachts sehr kalt.
Die Temperaturschwankungen, zwischen Tag und Nacht, haben
sich mir auf den Magen geschlagen; ich muß mich übergeben.




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