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Ich will die Perser, mit denen ich in Triest gefrühstückt hatte
und die mich zu sich eingeladen haben, heute noch aufsuchen.

Aufgrund der blutigen Auseinandersetzungen in Teheran,
zwischen den Demonstranten und Soldaten, ist der
Ausnahmezustand verhängt worden. Es ist kurz nach neun,
dem Beginn der Sperrstunde. Ich verlasse die Nationalstraße
und fahre die Straße nach Mashhad hinunter. Kein Mensch weit
und breit, die Straße ist schlecht beleuchtet, die Fassaden
liegen im Schatten. Ampeln, die gespenstisch die Farben
wechseln. Die ganze Stadt wirkt wie ausgestorben, die Straßen
sind leergefegt! Plötzlich hockt ein Soldat mit angelegtem
Gewehr, zielend auf mich, vor mir im Halbdunkel! Ich habe so
eine Todesangst. Ich springe vom Rad und reiße die Arme in die
Luft.

"No shooting, no shooting!"

Die Soldaten haben den strikten Befehl, auf alles, was sich
nach neun auf der Straße bewegt, zu schießen. Erst jetzt wird
mir voll bewußt, was es heißt, zu dieser Uhrzeit mit einem
beladenen Rad durch die Straßen von Mashhad zu fahren! Mit
einem Sprechfunkgerät benachrichtigt er seinen Vorgesetzten.
Kurz darauf erscheint ein Armeejeep, der mich durch die
Straßen zur Einsatzzentrale eskortiert. Auf den Plätzen und in
den Kreuzungen sind Panzer postiert. Der Hauptmann sagt mir,
daß das Militäraufgebot eine Maßnahme gegen Terroristen, wie
Baader/Meinhoff, ist. Es soll Aktivitäten, die gegen den Schah
gerichtet sind, verhindern. In Teheran wurden zahlreiche
Menschen von Hubschraubern aus erschossen. 2 Tage vorher
hatten diese Leute den Soldaten Blumen gegeben.

Ich schlafe auf einer Wagenladefläche unter einem Panzerrohr.




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